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Steinkauzauswilderungen in der Region

Eine Aktion des BUND Dossenheim

Nachdem im vergangenen Jahr im Rahmen des kooperativen Steinkauzschutzprojekts „Gemeinsam für den Steinkauz“ die ersten zehn Steinkauzberingungen in der Region vorgenommen worden waren, konnte der BUND Dossenheim in diesem Jahr weitere Tiere beringen und sogar vier Jungkäuze, die im Zoo Heidelberg erbrütet worden waren, auswildern.

Lebensraumverlust führt zu Bestandsrückgängen

Der kleinen koboldhaften Eule macht seit Jahrzehnten der zunehmende Lebensraumverlust schwer zu schaffen. Abhängig von offenen, grünlandreichen Landschaften mit ganzjährig kurzer Vegetation, einem großen Höhlenangebot, Sitzwarten und beweideten Grundstücken hat es der Steinkauz zunehmend schwerer. Zentrale Probleme sind für ihn der Schwund von Dauergrünland, die großflächige Überdüngung, der Wegfall von Brachflächen, die Rodung von Obstwiesen mit hochstämmigen Bäumen, die starke Veränderung dörflicher Strukturen, die Zersiedelung und der Flächenfraß. Insbesondere in den 1970er Jahren brachen die Bestände vielerorts ein und die einzelnen Reviere verinselten nach und nach, sodass kein bis wenig Austausch mehr unter ihnen bestand. Immer weitere Rückgänge waren die Folge - so auch im Rhein-Neckar-Gebiet.

Die Auswilderung

Erwachsene Steinkäuze verpflegen alle im Nest befindlichen Jungtiere, solange diese keinen zu großem Altersabstand zu einander haben. Sie unterscheiden nicht zwischen den eigenen und den adoptierten Jungtieren, 

 

Für die Auswilderung fiel die Wahl auf zwei wilde Bruten im Projektgebiet, in die jeweils zwei im Zoo Heidelberg erbrüteten Jungkäuze supplementiert wurden.

 

Die vier im Heidelberger Zoo erbrüteten Jungkäuze erhielten zur zukünftigen Identifizierung gleich zwei Metallringe mit einer individuellen Nummer, die vergleichbar mit einem Personalausweis wichtige Informationen, unter anderem wo, wann und von wem das Tier beringt wurde, verbinden. Diese werden in der Datenbank EURING gespeichert. Neben dem Metallring der Vogelwarte Radolfzell erhielten die auszuwildernden Jungkäuze noch einen Züchterring des Heidelberger Zoos.

Brutsaison 2023

In der Vorbereitung wurden ab Mitte Mai die über 100 Nisthilfen im Projektgebiet von Hemsbach-Laudenbach im Norden und Reilingen im Süden von den jeweils zuständigen Betreuer*innen kontrolliert. Wo ein Brutpaar festgestellt werden konnte, erhielten die Betreuer*innen sowie die Eigentümer*innen der Privatgrundstücke als Dank für ihre Unterstützung die Einladung, die Beringung live mitzuverfolgen, sobald die Jungvögel das passende Alter von zwei bis max. vier Wochen erreicht hatten. Die Nestlinge sind bei der Beringung unterschiedlich alt, weshalb das Alter des jüngsten Nestlings als Referenz dient. Da Eulen kräftige Läufe entwickeln, darf nicht zu früh beringt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass der Metallring für die spätere Beindicke zu locker sitzt und verloren geht. Entsprechend fanden die Beringungen kurzfristig statt.

Reinigung der Nisthilfen im Herbst

Nun steht für den Herbst die Reinigung der Nisthilfen an, damit sie den jungen Steinkäuzen, die sich gleich im ersten Jahr ein eigenes Revier suchen, als Quartier zur Verfügung stehen. Sind die Kästen noch mit Starenmaterial vollgestopft, ziehen die Jungkäuze in der Regel weiter. Bei der Reinigung werden auch Ektoparasiten, sog. äußere Parasiten, aus der Nisthilfe entfernt.

Kooperatives Artenschutzprojekt „Gemeinsam für den Steinkauz“

Das kooperatives Artenschutzprojekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ im Rhein-Neckar-Kreis setzt neben dem Einsatz für den Erhalt einer strukturreichen Landschaft auf eine enge Zusammenarbeit möglichst vieler Naturschutzverbände in möglichst vielen Gemeinden, die gemeinsam ausgehend von den bekannten Standorten geeignete Lebensräume mit Niströhren ausstatten. Im Sommer 2020 der BUND Dossenheim in Kooperation mit dem Arbeitskreis Greifvogelschutz des NABU Heidelberg damit begonnen, geeignete Habitate auf Dossenheimer Gemarkung zu suchen und die Zahl der angebotenen Nisthilfen erhöht und damit die bereits 2007 begonnenen Maßnahmen intensiviert und systematisiert. Dazu wurde mit der Schülerfirma MIDENA in Sinsheim zunächst ein modifizierter Steinkauznistkasten entwickelt, der es erlaubt, den Nistkasten bequem von oben zu öffnen, was die Betretung erheblich erleichtert. Seither kamen mit dem BUND Ladenburg, dem NABU Weinheim, dem BUND Hemsbach-Laudenbach, der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar (OAG), dem Zoo Heidelberg weitere Kooperationspartner hinzu, sodass das Projektgebiet nun von Hemsbach-Laudenbach im Norden bis Reilingen im Süden reicht.